Une journée à Wissembourg / Ein Tag in Weißenburg

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Am Montag, den 4. Juli, machten sich die beiden Französischlehrerinnen Frau Lorenz und Frau Weiß-Hey mit zwanzig Schülerinnen und Schülern, deren Wahlpflichtfach Französisch ist, auf den Weg nach Frankreich. Das genaue Ziel der Reise war Wissembourg, ein kleines, aber wirklich sehr hübsches Städtchen, das direkt an der Grenze liegt. Dieser Umstand machte es allerdings möglich, dass alle das 9-Euro-Ticket nutzen konnten und somit sehr geringe Reisekosten hatten. (Kleiner Tipp am Rande: Auch sonst kann man mit dem Maxx-Ticket im gesamten Verkehrsverbund Rhein-Neckar fahren und somit bis nach Wissembourg. 🙂 )

Die Hinfahrt mit dem Regionalverkehr verlief planmäßig und mit genügend Zeit, den Blick auf die schöne Pfälzer Berglandschaft zu genießen. In Wissembourg angekommen machten wir uns gleich auf den Fußweg zum Collège Otfried. Dort gab es schon die erste Eigenart, von denen wir im Laufe des Vormittags noch einige als Unterschiede zu deutschen Schulen kennenlernen sollten: Das Collège war eingezäunt und am Eingangstor muss man als Besucher klingeln, um hineingelassen zu werden, was natürlich nur passiert, wenn man einen wichtigen Grund hat. Und den hatten wir. Der Rektor (le principal) Monsieur Dal Cortivo begrüßte uns gemeinsam mit der Deutschlehrerin (la professeure d’allemand) Madame Labbé. Eine kleine Stärkung mit Keksen und Orangensaft stand für alle unsere Schüler und Schülerinnen bereit. Nach ein paar einführenden Worten zur Namensgeschichte des Collège Otfried erlebten wir unsere erste Hofpause (récréation) am Collège. Einige französische Schüler schienen auch etwas neugierig, wer da zu Besuch gekommen war. Insgesamt waren nicht alle Schüler am Collège unterwegs, da beispielsweise die Neuner (les troisième) bereits in der vergangenen Woche ihre Zeugnisse erhalten hatten (alles digital!) und somit schon viele in den „Ferien“ waren. Das Collège selbst ist mit circa 700 Schülern fast doppelt so groß wie die Siedlungsschule RS+ Speyer. Ein weiterer Unterschied, den man im französischen Schulsystem findet, ist das gemeinsame Unterrichten aller Schüler nicht nur im Collège, sondern auch in der darauffolgenden weiterführenden Schule (le lycée). Es gibt also keine Mehrgliedrigkeit wie bei uns in Deutschland. Im Übrigen fanden wir später doch noch drei verirrte Neuntklässlerinnen, die sich an jenem Tag noch am Lycée einschreiben wollten und die sich mit sehr lieben gegenseitigen Nachrichten („Merci pour ton amitié…“ / „Vielen Dank für deine Freundschaft…“) im Lernbegleiter (carnet de correspondance) und auf T-Shirts an die gemeinsame Zeit am Collège erinnern wollten. Eine große Abschlussfeier wie bei uns gibt es allerdings nicht, da ja fast alle Schüler weiter zur Schule gehen, wenn auch nicht mehr in derselben Klasse. 

Apropos Klasse: Auch wir durften in authentischen französischen Unterricht hineinschnuppern und teilten uns in zwei Gruppen auf: Unsere 9.- und 10.-Klässler gingen in die Klasse von Herrn Souza, der einer 7. Klasse (la cinquième) geometrische Körper näherbrachte und nach einer Einführung auch die deutschen Schüler mit einbezog und allen Aufgaben stellte, die alle sehr eifrig bearbeiteten. Dabei durften sich unsere Schüler immer neben einen französischen Schüler setzen, um mit ihm oder ihr zu kommunizieren. Das klappte bei vielen erstaunlich gut. Allerdings konnten auch die Schüler der „Cinquième“ wirklich gut Deutsch sprechen, da sie bereits seit sieben Jahren in der bilingualen Klasse unterrichtet werden. Unsere zweite Gruppe bestand aus Sechst-  bis Achtklässlern und war zu Besuch bei Madame Labbé im Deutschunterricht. Dort wurden Märchen behandelt und es durften alle sehr aktiv mitmachen, als am Schluss der Stunde Montagsmaler gespielt wurde.

Madame Labbé gab uns anschließend noch eine Führung durch das Schulgebäude, wo wir zum Beispiel das Medien- und Informationszentrum (le CDI) besichtigten, einige Kunstwerke an den Wänden und auch das Lehrerzimmer bewunderten, das ganz anders als in Deutschland aussah und vieles mehr. Alle Fragen, die die Schüler hatten, beantwortete sie geduldig und vermittelte einen sehr interessanten Eindruck vom Collège. Und so verwunderte es nicht, dass schließlich einige Schülerinnen und Schüler sagten, dass sie am liebsten dort zur Schule gehen würden. Was sie allerdings davon abhielt, waren dann doch die extrem langen Schulzeiten, die der gebundene Ganztag (für alle verpflichtend; höchstens zum Mittagessen darf man für 1 oder 2 Stunden nach Hause) mit sich bringt. Unsere Schüler wollten dann doch nicht täglich bis 17:00 Uhr in der Schule bleiben. Gemeinsam durften wir dann noch ein Mittagessen in der Mensa (la cafèt) einnehmen. Dieses wurde zum Teil von unserem Förderverein der Siedlungsschule gesponsort, hierfür ein ganz herzliches „Merci“! Nach dem Überreichen eines Gastgeschenkes verabschiedeten wir uns von Monsieur Da Cortivo und Madame Labbé und versprachen uns, den Kontakt aufrecht zu erhalten und auch sehr gerne selbst bald Gastgeber zu sein. Nur für dieses Schuljahr ist das nicht mehr möglich, da die französischen Schüler bereits am 8. Juli in den Ferien sind.

Für uns ging es daraufhin in die hübsche Altstadt von Wissembourg. Die Schüler, die Interesse hatten, durften eine von Frau Lorenz konzipierte Rallye durch die Stadt mit verschiedenen Aufgaben machen. Ansonsten gab es die Möglichkeit, durch die Stadt zu bummeln und in Kleingruppen verschiedene Eindrücke zu sammeln oder auch das ein oder andere Souvenir zu kaufen.

Am Nachmittag machten wir uns dann gemeinsam wieder auf den Weg mit vielen neuen Eindrücken eines aufregenden und interessanten Tages in Frankreich, der unbedingt wiederholt werden muss (darin waren sich alle einig). Es war toll, dass unsere Schüler nach der langen Zeit voller Entbehrungen, ihre Kenntnisse zumindest teilweise praktisch anwenden konnten. Darauf wollen wir aufbauen.

À bientôt / Bis bald

P.S. : Die Rallye haben Afaf und Lorelay gewonnen, und sie freuten sich über leckere, echt französische Süßigkeiten.

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